Gedenken an die Friedenauerin Rosa Luxemburg

Veröffentlicht am 16.01.2013 in Geschichte

Am 15. Januar 2013 gedachte die SPD Friedenau des Jahrestages der Ermordung von Rosa Luxemburg, die einst von 1902 bis 1911 in Friedenau in der Cranachstraße 58 gewohnt hatte. Am 15. Januar 1919 war die einstige Wortführerin der linken Sozialdemokratie von Mitgliedern der rechten Freikorps heimtückisch ermordet worden. Karl Liebknecht, der zusammen mit ihr verhaftet worden war, erlitt das gleiche Schicksal. Die Mörder wurden nie bestraft.

Das Credo von Rosa Luxemburg war die Überwindung des Kapitalismus und seiner sozialen Ungerechtigkeit. Sie erhob ihre unerschrockene Stimme für die internationale Arbeiterbewegung und entschieden gegen den Krieg. Für ihre pazifistische Überzeugung ging sie insgesamt vier Jahre ins Gefängnis.
Rosa Luxemburg auf dem Balkon in der Cranachstr. 58, ca. 1910
Rosa Luxemburg hat deshalb als Repräsentantin der linken Sozialdemokratie in den Jahren von 1900 bis 1919 die 150-jährige Geschichte der SPD entscheidend mit geprägt, auch wenn ihre Positionen in der Partei nie mehrheitsfähig waren. Sie war gegen eine bürgerlich-parlamentarische Demokratie und wollte stattdessen eine Rätedemokratie. Vor ihrem Friedenauer Wohnhaus in der Cranachstraße 58 versammelten sich an ihrem 94.Todestag Freunde, Genossinnenn und Genossen sowie Anhänger und Interessierte und verneigten sich vor der Jüdin, der Polin, der Deutschen, der Revolutionärin und der Sozialdemokratin.

Foto: Rosa Luxemburg auf dem Balkon ihrer Wohnung in Friedenau, ca. 1910.


Warum kam Rosa Luxemburg nach Berlin?

Gudrun Blankenburg

Sie kam aus der Schweiz. Dorthin war sie als Siebzehnjährige mit einem glänzenden Abiturzeugnis in der Tasche unter abenteuerlichen Umständen geflüchtet, um der Verfolgung durch die russische Zwangsherrschaft zu entfliehen, die ihr Heimatland Polen quälte. Das zarte, jüdische Mädchen, das von früher Kindheit an humpelte, war die Kleinste und Klügste in der Schulklasse. Schon als Gymnasiastin in Warschau hatte sie sich gegen die Obrigkeit strafbar gemacht, indem sie ihre Stimme für die rechtlose polnische Arbeiterschaft erhoben hatte.

Ihr Fluchtort Schweiz bot freien Denkern und Emigrantenzirkeln Platz und war Sammelbecken für verfolgte europäische Sozialisten. In diesem Klima zwischen politisch Illegalen und revolutionären Schwärmern aus allen Teilen Europas wuchs sie zu einer außergewöhnlich gebildeten deutschsprachigen Marxistin heran. Als damals einziges freies Land erlaubte die Schweiz Frauen das Hochschulstudium und kannte keine zahlenmäßige Beschränkung für jüdische Studenten. Genauso zielgerichtet, wie sie sich den Fluchtpunkt Schweiz gewählt hatte, wählte sie nun nach dem Ablegen ihrer Doktorarbeit mit magna cum laude in Nationalökonomie und Jura Berlin als ihr politisch ideales Betätigungsfeld.

1899 betrat Rosa Luxemburg die sozialdemokratische Bühne in Berlin.  Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu werden, hatte die deutsche Staatsbürgerschaft als Voraussetzung. Die hatte sie sich in der Schweiz durch eine Scheinehe verschafft. Unangekündigt erschien die junge Frau mit der klaren Stimme auf dem preußischen politischen Parkett und verwirrte die Riege der würdigen deutschen Parteistrategen.

Was zeichnete das wilhelminische Deutschland zu dieser Zeit politisch aus? Seit 1890 agierte wieder legal die größte aller sozialdemokratischen Arbeiterparteien, die nach einem 12-jährigen illegalen Kampf gegen ihr Verbot unter dem berüchtigten Sozialistengesetz erfolgreich  auf viele Wahlerfolge blicken konnte und zur Volkspartei herangewachsen war. Die SPD war aus dem Verbot gestärkt hervorgegangen und wurde international zur schlagkräftigen und einflussreichsten sozialen Partei mit Vorbildfunktion für andere Länder. Was lag für die polnische Sozialistin näher, als in die Hochburg der Sozialdemokratie im kaiserlichen Preußendeutschland zu ziehen?  Zumal sie in Wort und Schrift die deutsche Sprache besser beherrschte als mancher Genosse und zusätzlich zu ihrer Muttersprache Polnisch auch noch Russisch, Französisch und Englisch sprach.

In Berlin waren alle Koryphäen der deutschen Sozialdemokratie versammelt: August Bebel, der sich während der Repressionen durch das Sozialistengesetz zur zentralen Person der deutschen Sozialdemokratie  entwickelt hatte und den man den 'Arbeiterkaiser' nannte. Auch er war als 'Reichsfeind' wegen 'gemeingefährlicher Bestrebungen der SPD' des Landes verwiesen worden. Als Rosa Luxemburg in Berlin ankam, war August Bebel glänzender Vorsitzender der SPD und hochgeschätzter Reichstagsabgeordneter.

Neben Bebel gab es Wilhelm Liebknecht. Der Intellektuelle war Journalist und Redakteur, sowie als Abgeordneter im Reichstag der größte Kontrahent von Bismarck. Er hatte, wie viele andere, 13 Jahre im Schweizer Exil verbracht und 6 Jahre in preußischen Gefängnissen wegen Hochverrats und Majestätsbeleidigung. Unter Wilhelm Liebknecht als einem der profiliertesten sozialdemokratischen Politiker war die Zeitung  'Vorwärts' gegründet worden. Mit seinem Spruch 'Wissen ist Macht' propagierte er Bildung und die klassenlose Gesellschaft.
Dazu kamen in Berlin die ausgezeichneten Denker Eduard Bernstein und Paul Singer, die sich voll in den Dienst der SPD gestellt hatten.

Und dann gab es Luise und Karl Kautsky. Genau wie Bebel und Liebknecht kam Karl Kautsky nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes aus dem Londoner Exil nach Deutschland zurück und hatte sich mit der Familie in Friedenau angesiedelt. Rosa Luxemburg wollte direkt ins Zentrum der Sozialdemokratischen Partei, auch als Nachbarin. Sicher war das der Grund, in die damals aufblühende Friedenauer Landgemeinde zu ziehen. In den Kautskys fand sie außer der politischen Gemeinsamkeit auch die Harmonie einer Familie und die Innigkeit der Frauenfreundschaft zu Luise Kautsky.

Von ihrer ersten Friedenauer Adresse Wielandstraße 23 aus stürzte sie sich mit Vehemenz in die innenpolitischen Auseinandersetzungen der SPD und erlangte schnell Bekanntheit auf dem linken Flügel der Partei, dessen Wortführerin sie wurde. Die männlich geprägte SPD nahm sie erst als befremdend und anmaßend wahr und bespöttelte ihre Thesen als Politik von Weiberröcken. Aber ihr eigenständiges, unerschrockenes Denken, das sie auf Parteitagen und internationalen Sozialistenkongressen mit unerschrockener Stimme vortrug und ihre Artikel in der Sächsischen Arbeiter-Zeitung und im Vorwärts verschafften ihr Anerkennung. Ihr Credo für die Überwindung des Kapitalismus und den damit verbundenen sozialen Ungerechtigkeiten wollte sie nicht nur theoretisch, sondern vielmehr in politische Aktionen ummünzen. Sie wollte wirken, verändern und aufrütteln. Wie kein anderer und keine andere stand sie für die seltene Einheit von Wort und Tat. Das vertrat sie auch als Dozentin der Parteischule in der Kreuzberger Lindenstraße. Eines ihrer wenigen offiziellen Mandate bestand im Vorstand der Mariendorfer SPD-Abteilung.

Hier, im Haus Cranachstraße 58, im zweiten Stock links lebte sie sodann von 1902 bis 1911 mit ihrer Katze Mimi und einem Dienstmädchen, bevor sie weiterzog nach Südende. Es war eine bequeme Drei-Zimmer-Wohnung mit Balkon. Hier in Friedenau war sie ihrer besten Freundin Luise Kautsky in der Saarstraße nahe, sowie ihrem Mitstreiter Karl Kautsky und den geliebten Patenjungen Karl, Benedict und Felix Kautsky. Mittelpunkt der Wohnung war ihr Schreibtisch, an dem sie ihre Schreibfeder immer wieder zückte für den Kampf der internationalen Arbeiterbewegung, für soziale Gerechtigkeit und die Verachtung des Krieges. Von ihren 48 Lebensjahren verbrachte sie mehr als vier Jahre in Gefängnissen wegen Majestätsbeleidigung, Aufruf zur Gewalt, Volksverhetzung und Landesverrat.

Am 15. Januar 1919 bezahlte sie den Preis für ihren unabänderlichen Wunsch nach Freiheit. Gerade aus dem Gefängnis in Breslau entlassen, wurden sie und Karl Liebknecht in Berlin Opfer einer diffamierenden Hetzjagd durch Freikorpstruppen.  Rosa und Karl wurden heimtückisch ermordet. Die Meuchelmörder wurden nie verurteilt.

In diesem Jahr begeht die SPD voller Stolz und Freude ihr 150-jähriges Bestehen als älteste sozialdemokratische Partei. Rosa Luxemburg hat durch ihre Theorien und ihr klares Handeln diese wechselvolle Geschichte außerordentlich mit geprägt. Hier vor ihrer Wohnung verneigen wir uns vor der Jüdin, vor der Polin, vor der Deutschen, vor der Revolutionärin und vor der Sozialdemokratin Rosa Luxemburg. Wenn sie kämpfte, wuchsen ihr Flügel.

Das ehemalige Wohnhaus Rosa Luxemburgs in der Cranachstr. 58

 
 

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