(Artikel aus TS Aktuell, Ausgabe 14, Oktober 2014)
Der Niedergang von Karstadt begann bereits Anfang der 90er Jahre – so die Meinung von Heidi, Uwe und Walter, drei ehemaligen Karstadtmitarbeitern. „Der letzte erfolgreiche Chef war Walter Deuss. Zu seiner Zeit verfügte der Konzern über 500 Millionen DM Rücklagen.“ Er musste gehen, weil er nach Meinung der Eigentümer zu „konservativ“ war.
Sein Nachfolger, Urban, schaffte es innerhalb weniger Jahre, nicht nur die Rücklagen auf null zu fahren sondern auch noch einen Schuldenberg bei den Banken aufzuhäufen – durch Zukäufe von Firmen (u.a. einen TV-Sportsender), die Pleite gingen. Dann kam Middelhoff, der durch den Verkauf der Immobilien die Schulden beglich; die danach fälligen horrenden Mietzahlungen trieben die Warenhäuser weiter in den Abgrund. Schon vorher ging es dem Personal an den Kragen: Viele Mitarbeiter mussten gehen; die Betriebsrenten wurden gestrichen. Unter Deuss gab es über 400 Mitarbeiter allein in Tempelhof, heute sind es noch 120. Und auch diese Arbeitsplätze sind nicht mehr sicher: „Nachdem ein Großteil entlassen war, stellte sich heraus, dass die verbliebenen Angestellten der Belastung nicht gewachsen waren und der Krankenstand immer größer wurde. Daraufhin hat man ehemalige Mitarbeiter wieder eingestellt – aber zu schlechteren Konditionen über Zeitarbeitsfirmen. Mit der Entlassung langjähriger Fachverkäufer verschwand auch viel Kompetenz, was Sortiment und Zielgruppen betrifft“, so Uwe.
Der letzte reguläre Geschäftsführer des Tempelhofer Warenhauses ging Anfang des Jahres. Entschieden wird seitdem in der Filiale Müllerstraße, für die Verwaltung in Tempelhof wurde eine ehemalige Bereichsleiterin eingesetzt.
Und wie sehen die drei Ehemaligen die Zukunft? „Alles, was Benko nicht zu Shoppingcentern umbauen kann, wird er dichtmachen oder verkaufen!“
Petra Rudolphi-Korte