Es gibt Nachrichten, die die Stimmung einer ganzen Stadt aufhellen können. Der Literaturnobelpreis 2009 ging an die Friedenauer Schriftstellerin Herta Müller, die selber darüber mehr als überrascht war. In Friedenau war die Stimmung strahlend und am Samstagmorgen unübersehbar auf dem Wochenmarkt an den Gesichtern abzulesen. Ungewohnte Kulturträgergruppen durchstreiften die Straßen um das Rathaus herum mit zu den Fassaden hochgereckten Köpfen.
Liebe Herta Müller, Friedenau ist glücklich für Sie!
Unser Bürgermeister Ekkehard Band sandte umgehend ein Glückwunschschreiben und die drei Traditionsbuchhandlungen: Nicolaische Buchhandlung, Buchhandlung Thaer und Zauberberg sind sich gern ihrer Verpflichtung bewusst, alle Ihre Titel am Lager zu haben. Liegt das Schreiben in der Friedenauer Luft? Die grüne Friedenauer Kiezoase war immer ein Rückzugsgebiet für Vorwärtsreisende und hat bis heute genug Platz, um Realitätswunden ins Poetische herunter zu brechen. Auch der rumänische Exilschriftsteller Paul Schuster (1930-2004), ein enger Freund Herta Müllers lebte bis zu seinem Lebensende in Friedenau ganz in ihrer Nähe. Nur zwei Steinwürfe entfernt von Paul Schuster und Herta Müller schrieb die Polin Rosa Luxemburg unter Friedenauer Dächern ihre flammenden Briefe, die heute zur Weltliteratur gehören und das Backsteinhäuschen in der Niedstraße 13 erlebte vor 10 Jahren die Ehrungen des Literaturnobelpreises für den Danziger Günter Grass.
Wie wunderbar wäre eine Lesung mit der Friedenauer Schriftstellerin Herta Müller im Friedenauer Volksaal, dem Schlesiensaal, als Kiezglückwunsch!
Lesen Sie hier "Das Nobelviertel" aus der Sonntagsausgabe des Tagesspiegels vom 10. Oktober 2009