„Gedächtnis der Berliner SPD“ - Großer Dank an Dr. Siegfried Heimann

Veröffentlicht am 12.04.2015 in Geschichte

Siegfried Heimann, habilitierter Politikwissenschaftler und Privatdozent an der FU Berlin, leitete 17 Jahre lang die Historische Kommission beim Berliner SPD-Landesvorstand. Wir veröffentlichen die Würdigung für unser Abteilungsmitglied, die in der Berliner Stimme erschienen ist.

„Gedächtnis der Berliner SPD“ 

Jan Stöß: Dank an den Vorsitzenden der Historischen Kommission Siegfried Heimann

Der Blick in die Geschichte hat für die Sozialdemokratie eine ganz besondere Bedeutung.  Wie keine andere Partei ist sie geprägt von den historischen Auseinandersetzungen, von den Kämpfen um soziale Gerechtigkeit, von Verboten und von Verfolgung. Über 150 Jahre lang hat sie ihre Werte in diesen Kämpfen bewahrt und aktiv gestaltet, was heute Geschichte ist.  

Aus ihrer Geschichte bezieht die Sozialdemokratie immer wieder neue Kraft, sie ist zudem ein wichtiger Kompass für die aktuelle Politik. Einer, der wesentlichen Anteil an dieser Orientierung hat, ist Siegfried Heimann. Mit Gedenkveranstaltungen, Broschüren und Vorträgen haben er und die Mitglieder der Historischen Kommission beim Landesvorstand der Berliner SPD die Erinnerung an wichtige Ereignisse, aber auch an die Schicksale von vielen engagierten Berliner Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wach gehalten. Wenn Siegfried Heimann jetzt nach 17 Jahren den Vorsitz der Historischen Kommission niederlegt,  ist das ein Einschnitt für die Berliner SPD. Denn wie kein anderer verkörpert er das Gedächtnis der Berliner SPD. 

Geboren wurde Siegfried Heimann  am 14. September 1939, zwei Wochen nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Aufgewachsen ist er in Görlitz, wo er als fast 14jähriger den Aufstand des 17. Juni miterlebt. Freiheit ist für ihn ein wichtiges Thema, das sich auch durch seine ganze spätere Arbeit zieht. 1957, gleich nach dem Abitur, verlässt er die DDR und studiert Geschichte, Germanistik und Philosophie in Münster, Berlin und London. Er engagiert sich im SDS, der eine sozialistische Gesellschaftsordnung will und zugleich den Stalinismus der DDR ablehnt, während die SPD sich gerade mit ihrem Godesberger Programm für neue Wählerschichten öffnen möchte und 1961 mit einem Unvereinbarkeitsbeschluss die Trennlinie zum SDS zieht. Mit etwas Bedenkzeit tritt Siegfried Heimann am 1. Mai 1965 der SPD bei, in diesem Jahr ist er 50 Jahre Mitglied.

Anfang der achtziger Jahre rief Peter Glotz die Historische Kommission der SPD auf Bundesebene ins Leben, der Siegfried Heimann seit den neunziger Jahren ebenfalls angehört. Kurz darauf, 1983, hat Manfred Rexin die Kommission beim Berliner Landesverband gegründet. 1990 übernahm Nils Diederich den Vorsitz, seit 1998 hatte ihn Siegfried Heimann ununterbrochen inne.

Berlin war immer eines der Zentren  der Arbeiterbewegung, gut und anschaulich dargestellt ist das in einem historischen Reiseführer, der zur 150-Jahr-Feier der SPD von Siegfried Heimann und Helga Grebing herausgegeben wurde. Darin  wird der Bogen von der Märzrevolution 1848 über die Entstehung der Sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaftsbewegung  bis in unsere Zeit geschlagen. Ob es die Zeit des Sozialistengesetzes angeht, die innerparteilichen Auseinandersetzungen um die Bewilligung der Kriegskredite im I. Weltkrieg, die Zeit der Verfolgung und des Widerstands gegen die NS-Diktatur oder die Wiedergründung der Partei nach 1945 und die Zwangsvereinigung - immer ist auf Siegfried Heimanns Expertise Verlass.

Mit seinen beiden Büchern zur Geschichte des Preußischen Landtags hat er Politik und Stadtgeschichte in einer anschaulichen historischen Darstellung verbunden. Einen besonderen Schwerpunkt in seiner Arbeit bildete die Berliner Nachkriegszeit  mit der Urabstimmung der Berliner SPD, den Ost-West-Auseinandersetzungen und der Herausbildung einer neuen Ostpolitik durch Willy Brandt und Egon Bahr. Im Rahmen der zehnbändigen „Willy-Brandt-Edition“ der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung hat er im Band 3 die Berliner Nachkriegsjahre Willy Brandts umfassend dokumentiert.

Trotz Zwangsvereinigung war die SPD bis zum Mauerbau 1961 auch in Ost-Berlin aktiv. Es ist Siegfried Heimanns Verdienst, dass dieses kaum beachtete Kapitel deutsch-deutscher Geschichte nicht in Vergessenheit geraten ist. Als 1989 die SDP in Ost-Berlin gegründet wurde, hat er in unzähligen Vorträgen an diese Tradition erinnert. Zugleich hat er an der Dokumentation der friedlichen Revolution mitgewirkt und den Anteil, den die ostdeutsche Sozialdemokratie daran hatte, in aller Klarheit herausgearbeitet.

Immer wieder hat sich Siegfried Heimann mit Lebenswegen auseinandergesetzt, die nicht gradlinig verliefen, die von historischen Ereignissen, aber auch von neuen Erkenntnissen und Einsichten geprägt waren. Während seiner Arbeit an einem Buch über die Berliner Falken, der SPD-nahen Jugendorganisation, machte er zahlreiche lebensgeschichtliche Interviews und eine ihn damals  sehr irritierende Erfahrung. „In den Erzählungen der ehemaligen Falken war Willy Brandt der Anführer der rechten Berliner SPD, der der linken Berliner SPD um Franz Neumann allmählich das Wasser abgrub“, schreibt Siegfried Heimann in einem Aufsatz über „Linke Lebensläufe“. „Von den Anhängern Neumanns wiederum gehörten zum Zeitpunkt meiner Interviews einige zu den größten Kritikern Brandts, den sie wegen seiner Ostpolitik tadelten. Einige waren deswegen aus der SPD ausgetreten und manche machten sogar Wahlkampf für Franz-Josef Strauß.“ Rechts und Links sind für ihn als Sozialdemokraten wie als Historiker, der um die Vielschichtigkeit von Ereignissen und Persönlichkeiten weiß, keine hilfreichen Orientierungen. „Die Mitgliedschaft in einer bestimmten ,linken' Partei oder ,linken' Organisation kann daher auch kein Kriterium für einen linken Lebenslauf sein. Kriterium allein ist die Treue zur linken Überzeugung, die Welt zum Besseren verändern zu wollen und nicht der politischen Karriere zu opfern“, schreibt Siegfried Heimann. Eine Richtschnur, an die er sich selbst stets gehalten hat. Dafür ist ihm die Berliner SPD zu großem Dank verpflichtet.                 

Jan Stöß , SPD-Landesvorsitzender

 
 

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